Furioser Auftritt des FC Bayern: Ach du rote Neune!

Bayern München stellt zum Auftakt der Champions League mit dem 9:2-Erfolg gegen Dinamo Zagreb gleich einen Rekord auf.

Jubelnde Bayern-Profis mit Kane vorneweg jubeln über einen Treffer

Dauerjubelnde Bayern-Profis: Hier freuen sich Kane und Co. über einen ihrer neun Treffer Foto: Angelika Warmuth/reuters

Es kann schon vorkommen, dass Max Eberl als Architekt oder Baumeister bezeichnet wird. Allerdings hatte der Sportvorstand des FC Bayern bisher natürlich nichts mit der Planung oder Umsetzung von Bauvorhaben zu tun. Aber auch diesen Job würde Eberl notfalls übernehmen, um Harry Kane bei seiner Sammelleidenschaft zu unterstützen. Beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb zum Auftakt der Champions League hatte der Torjäger wie drei Tage zuvor in Kiel so oft getroffen, dass er wieder den Ball in einer Plastiktüte mit nach Hause nehmen durfte. Er wisse ja nicht, wie groß Kanes Keller sei für all die Bälle, die er allein seit gut einem Jahr beim FC Bayern eingeheimst habe, sagte Eberl am Dienstag. „Aber wir helfen ihm auch, die Garage anzubauen, wenn es sein muss.“

Es spielte indes keine Rolle, dass er gegen Zagreb drei seiner vier Tore vom Elfmeterpunkt erzielte und beim letzten, wie er zugab, nicht so richtig wusste, „was ich machen und wohin ich schießen sollte“. Kane hat beim FC Bayern bisher alle seine Strafstöße souverän verwandelt.

Dass er sein zweites Bayern-Jahr so gut beginnen würde wie das erste, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Am Ende der vergangenen Saison und bei der EM hatte Kane überspielt gewirkt, war nicht fit. Und mit 31 Jahren ist er auch nicht mehr der Jüngste. Aber er hat sich gut erholt und zeigte in den vergangenen Wochen bei der Nationalmannschaft und im Verein, dass ihn das Ziel, endlich den ersten Titel zu gewinnen, noch immer zu Höchstleistungen antreibt. Neun Tore innerhalb von wenigen Tagen hat er erzielt, sieben für Bayern, zwei für England. Eberl findet, dass auch der Stürmer vom neuen Spielstil der Münchner profitiert. „Er ist viel mehr drin im Spiel“, sagt der Münchner Sportvorstand und findet überhaupt. „Im Moment läuft sehr viel rund.“

Neun Tore in einem Champions-League-Spiel hatte zuvor noch keine Mannschaft erzielt. Die Bayern stehen nach dem Auftaktspiel des frisch reformierten Wettbewerbs auch in der nun im Liga-Format ausgetragenen Vorrunde auf dem ersten Platz. Und sie berauschten sich ein wenig selbst an ihrem Spiel, an dem Sieg, bei dem neben Kane noch Michael Olise (2), Raphael Guerreiro, Serge Gnabry und der in der Schlussphase eingewechselte Leon Goretzka trafen. Für Klubchef Jan-Christian Dreesen war der Auftritt „aus einer Kategorie, die außergewöhnlich ist“.

Einfach weitermachen

Da kann jene Phase nach der Pause, die Joshua Kimmich als „ganz schlechte fünf Minuten“ bezeichnete, schon mal in den Hintergrund rücken. Weil das riskante hohe Verteidigen nicht klappte, erzielte Zagreb zwei Tore gegen den gerade frisch ins Spiel gekommenen Sven Ulrich im Tor. Manuel Neuer war wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt worden. „Nichts Gravierendes“, versicherte der Münchner Kapitän später.

„Natürlich darf uns das nicht passieren“, sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany zu den Unsicherheiten. Aber was für ihn wichtig war: „Wir sind ruhig geblieben“. Auch Eberl hob die Reaktion hervor. Bei so schnellen zwei Toren fange eine Mannschaft schon einmal an zu wackeln. „Aber wir haben nicht gewackelt.“ Thomas Müller sagte: „Was uns wieder auszeichnet, ist dieses Weitermachen.“ Jene Tugend, die vergangene Saison vermisst wurde.

Allerdings war Zagreb wie schon Kiel kein konkurrenzfähiger Gegner. „Bayern ist eine andere Welt“, musste Zagrebs Trainer Sergej Jakirović zugeben. Spätestens in Leverkusen trifft der Tabellenführer am übernächsten Bundesliga-Spieltag auf einen Gegner, der die Lücken, die die von Kompany geforderte hohe Verteidigung schon mal bietet, vermutlich besser nutzen kann. Zumal die Innenverteidiger Dayot Upamecano und Min-jae Kim ihre Fehleranfälligkeit aus der vergangenen Saison noch nicht abgelegt haben.

Thomas Müller glaubt trotzdem, dass der eingeschlagene Weg richtig ist: „Wir werden auch in Zukunft aus diesen Pressingsituationen mehr Tore schießen als kassieren.“

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